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24. April

Grünewalds Grossgeige – Taufe eines Spezialinstruments für ReRenaissance

Basel, 1511: Sebastian Virdung veröffentlicht «Musica getutscht», darin enthalten: Beschreibungen aller Arten von Instrumenten, einschliesslich der gestrichenen, mit Bünden versehenen Grossgeige.
Basel, 2021: Ein Geschenk ermöglicht den Auftrag an Jacob Mariani aus Oxford für den Bau einer Grossgeige. Der Isenheimer Altar von Matthias Grünewald birgt in der Mitteltafel ein Engelskonzert, gespielt mit den von Virdung beschriebenen Streichinstrumenten. Diese Darstellung zählt zu den stärksten der Spätgotik und ist geprägt von den mystischen Visionen der heiligen Birgitta von Schweden. 

Zur Eröffnung erklingen weltliche Lieder aus Grünewalds Jugendzeit. Das Engelskonzert wird mit religiösen Werken aus den 1510er Jahren heraufbeschworen und gipfelt in einer deutschen Motette des Baslers Ludwig Senfl. Das Ende von Grünewalds Leben muss vom Aufkommen der Reformation und den Bauernkriegen geprägt gewesen sein, eine Zeit im Umbruch, die den Abschluss des Programmes bestimmt.

 

Jacob Lawrence – Gesang
Marc Lewon – Laute, Quinterne, Grossgeige
Tabea Schwartz – Blockflöte, Einhandflöte, Grossgeige
Elizabeth Rumsey – Grossgeige; Produktion
Baptiste Romain – Kleingeige, Dudelsack; Leitung


29. Mai
 

Im Mayen – Lassoprojekt

 

Zum Wonnemonat Mai gibt es bereits in der Renaissance unzählige Lieder. Liebesgedichte und lebensfreudige Texte mit einem jahreszeitlichen Bezug wie das berühmte Im Mayen hört man die Hahnen krayen werden auch bei Orlando di Lasso vertont. Im Programm werden diese Stücke durch ein gemischtes Vokalquartett aufgeführt, das sich auf Instrumenten selbst begleitet und bisweilen kunstvolle Vokalverzierungen in die gesungenen Linien einfügt. Der besondere Klang des Lautenduos, das bereits im Septemberkonzert 2020 zu hören war, erfährt ein Comeback mit jüngerem Repertoire aus den späteren Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts. Aber es sind auch interessierte Chorsänger*innen eingeladen, Musik gemeinsam mit dem Vokalquartett vorzubereiten und so im Konzert aktiv dabei zu sein. Sie können Lassos berühmte Ensemblemusik anhand der originalen Notation aus einer neuen Perspektive kennenlernen.

Ivo Haun – Gesang, Laute; Leitung

Jessica Jans – Gesang

Giovanna Baviera – Gesang, Gambe

Rui Stähelin – Gesang, Laute

Elizabeth Rumsey – Produktion


26. Juni
 

Psalmy Dawida – Melodien für den polnischen Psalter 

Die aus Polen stammende Sängerin Agnieszka Budzińska-Bennett und andere Spezialist:innen der frühen Musik nehmen uns mit auf die Spuren von Mikołaj Gomółka (1535–1609).


Der polnische Komponist vertonte die von Jan Kochanowski in Reime gesetzten Psalmen Davids. Dabei legte er höchsten Wert auf die Verbindung von Text und Musik. Seine Raffinesse im Umgang mit den Nuancen der polnischen Sprache bereitete den Weg zu einem nationalen Kunststil.


Agnieszka Budzińska-Bennett – Gesang, Leitung
Marc Lewon – Laute, Renaissancegitarre und Altgambe
Leonardo Bortolotto – Bass- und Diskantgambe
Masako Art – Tripel- und Renaissanceharfe
Caroline Ritchie – Bassgambe
Elizabeth Rumsey: Produktion

31. Juli  18:15–19:15 Uhr
 

Du Fay – A cappella!
 

«Vasilissa ergo gaude» – mit diesen Worten beginnt die früheste Motette des burgundischen Komponisten Guillaume Du Fay. Doch «Vasilissa» (oder «Basilea») ist ein vieldeutiges Wort und bedeutet im Griechischen «Königin»: Das Werk war der angehenden Königin Cleofa aus dem Hause der Malatesta von Pesaro gewidmet. Mit der Erstaufführung anlässlich ihrer Vermählung wurde sie nach Konstantinopel verabschiedet.

So wie diese lassen sich die meisten von Du Fays Motetten mit einem ganz bestimmten Anlass – also einem Ort, einer Zeit und einer Geschichte – verbinden.

Das Programm beleuchtet Du Fays Musik mit Fokus auf die für diese Epoche so bedeutenden Entwicklungen um den Fall von Konstantinopel.

Tessa Roos – Gesang, Leitung
Hanna Marti, Loïc Paulin, Simon MacHale und Jed Allen – Gesang

Gesang: Hanna Marti, Loïc Paulin, Simon MacHale, Jed Allen, Koordination: Marc Lewon
Tessa Roos – Gesang, Leitung
 

28. August 18:15–19:15 Uhr

Mit der Flöte singen! –
 La Fontegara von Ganassi

«Ihr müsst wissen, dass alle Musikinstrumente […] im Vergleich mit der menschlichen Stimme einen geringeren Wert haben als diese. Eben darum bemühen wir uns, von ihr zu lernen und sie zu imitieren.» Dies ist der eröffnende Satz zum wichtigsten expliziten Blockflötenlehrbuch der Renaissance. Gedruckt in Venedig 1535 setzt die «Opera Intitulata Fontegara» bis heute Massstäbe für unser Musikverständnis und insbesondere das virtuose Spiel mit Diminutionen. Im Mittelpunkt dieses ersten grossen Werks Sylvestro Ganassis steht die Blockflöte, doch es enthält nicht etwa fertige Stücke, die man aufführen könnte. Es handelt sich vielmehr um eine stilisierte Momentaufnahme der Diminutionspraxis zu jener Zeit, die in diesem Konzert in eigenen Übertragungen und Improvisationen wiedererfahrbar werden soll. Entsprechend der klaren Anweisung aus dem ersten Kapitel der Fontegara kommt hierbei den Instrumenten vor allem die Aufgabe zu, «die menschliche Stimme mit all ihren Fähigkeiten nachzuahmen» und Ganassi ist überzeugt, dass der Blockflöte dieses Kunststück gelingen kann.
 

Andreas Böhlen – Leitung, Blockflöte | Tabea Schwartz – Blockflöte, Viola d'arco | Claire Piganiol – Arpa doppia, Blockflöte | Ivo Haun, Gesang, Laute | Félix Verry – Renaissancegeige

 

25. September 

Über kurz oder lang –
Erweiterte Formen und Miniaturen von 1547
 

Im Jahr 1547 veröffentlichte Pierre Attaignant in Paris eine Reihe von Stimmbüchern. Sie enthalten einige Tänze, die mit einer Länge von nur 6 Takten zu den kürzesten Musikstücken der damaligen Zeit gehören. Im selben Jahr und am anderen Ende des Spektrums erschien das erste Buch mit Ricercars von Jacques Buus, Organist an San Marco in Venedig. Diese langen und komplizierten Fantasien bilden neben Tänzen und Vokalmusik einen wichtigen Bestandteil des damaligen Instrumentalrepertoires. Die Werke von Attaignant und Buus bieten zusammen mit den im selben Jahr veröffentlichten Madrigalen von Francesco Corteccia eine Momentaufnahme dessen, was ein Gambenconsort in der Mitte des 16. Jahrhunderts wohl gespielt hat. Die «venezianischen Gamben», alle ohne Stimmstock, erzeugen einen transparenten, silbrigen Klang, der die Polyphonie hervorhebt und sich auch perfekt mit dem Klang einer Laute mischt.

 

Gambenconsort:

Filipa Meneses – Discantus

Leonardo Bortolotto – Altus

Alexandra Polin – Tenor

Ryosuke Sakamoto – Quintus (auch Laute)

Elizabeth Rumsey – Bassus (musikalische Leitung)

30. Oktober

Wandelkonzert 16:00 bis 19:00 (Pause 17–18 Uhr)

4 kurze Lautenprogramme an 4 Orten parallel: Konzertbeginn jeweils: 16:00, 16:30, 18:00 und 18:30
Kleinbasel (Waisenhausareal, Laienrefektorium und Rhyblick) und St. Alban-Tal (Zunziger Mühle, St. Alban-Tal 39 und Sternensaal, St. Alban-Rheinweg 70)

Frisch gezwickt –
Ein Basler Lautenparcours

30. Oktober | Frisch gezwickt – Ein Basler Lautenparcours

(In Räumen des Papiermuseums und des Waisenhausareals und im Haus zum Hohen Dolder)

Stuben mit Holzvertäfelungen, Fenstern aus mundgeblasenen Butzenscheiben und schweren Möbeln – so muss man sich wohl die Räume vorstellen, die im 15. und 16. Jahrhundert die eigentliche Kulisse für das private Musizieren bildeten – und für diesen Zweck stand das Spiel auf der Laute an erster Stelle. 

 

ReRenaissance lädt dafür mit vier Kurzprogrammen von vier Basler Lautenisten zum Wandelkonzert durch Gross- und Kleinbasel! Und zur Pause im Wechsel zwischen Gross- und Kleinbasel gibt es Gesellschaft mit Kaffee und Kuchen im originalen Renaissanceraum zum Hohen Dolder in der St. Alban-Vorstadt. Für einmal verlässt ReRenaissance also die angestammte Barfüsserkirche und lädt jeweils einen kleinen Zuhörerkreis ein, in eine «Kammer» zu lauschen und am intimen Rahmen teilzuhaben.

Ein Rundgang durch die vier Stationen lässt das Klangspektrum eines der beliebtesten Instrumente der Renaissance erfahren: die plektrumgespielte Laute des 15. Jahrhunderts ebenso wie die fingergezupften (oder im Jargon der Zeit: «gezwickten») Lauten des 16. Jahrhunderts. Dabei werden Solo-Lautenstücke aus Quellen des späten 15. bis späten 16. Jahrhunderts interpretiert, die häufig einen Bezug nach Basel aufweisen.

Das Repertoire für die Laute wurde in Handschriften niedergelegt oder per Notendruck verbreitet – und es wurde eigens eine Notenschrift dafür entwickelt: die Lautentabulatur. Ob persönliche Abschrift oder Druck, die frühen Lautentabulaturen bergen die Musik für den Hausgebrauch oder die private Gesellschaft von damals. Die Musik wurde im kleinen Kreis, oder ganz für sich allein, gespielt und gehört.

Marc Lewon, Bor Zuljan, Peter Croton, Ziv Braha – Laute | Leitung: Marc Lewon

27. November

Transeamus: nach Bethlehem! –
Spanische Vokalpolyphonie
 

Um 1520 geboren, darf sich Francisco Guerrero schon im Alter von 17 Jahren «maestro de capilla» nennen. Sein Leben beginnt und endet in Sevilla, doch seine Berufung als Musiker und Priester führt ihn nicht nur nach Italien. Den Ausspruch der Hirten in der Weihnachtsgeschichte «Lasset uns ziehen nach Bethlehem!» setzt er 1589 in die Tat um und bereist das Gelobte Land. Seine Vertonung eben jenes Bibelzitats soll deshalb nebst anderen Motetten wieder erklingen. In diesem Konzert ermöglicht eine Kooperation zwischen ReRenaissance und der Schola Cantorum Basiliensis ein einmaliges Erlebnis: Wie im 16. Jahrhundert kommen Kinderstimmen und professionelle Sänger*innen in einer gemeinsamen Capella zusammen. Begleitet von typischen Instrumenten der spanischen Renaissance wird der Beginn der Adventszeit eingeläutet.
 

Künstlerische Leitung – Federico Sepúlveda, Ivo Haun, Juan Diaz de Corcuera, Tabea | Musiker:innen – Kinderensemble Oy ... cantemos!, Studierende der SCB

18. Dezember (17.12. in St. Ursanne, 18.12 in ZH, 11 Uhr, 19.12. in Bern, 20.12 in Liestal, 21.12. in Brugg, 22.12. aux Bienne

Noël normand –
Rouen 1474 On Tour
 

Rouen, 1474: Wie in den Städten und auf dem Land üblich wird die Weihnachtsgeschichte erzählt; man folgt dem bekannten Ablauf bis zum freudigen Abschluss mit der Heiligen Familie im Zentrum. Es lohnt sich aber, einen Schritt zurückzutreten und die Geschehnisse aus einer grösseren Perspektive zu betrachten; so rücken die vermeintlichen Neben-charaktere ins Blickfeld: Die Hirten machen sich auf den Weg nach Bethlehem und die Engel wachen über sie. Sie alle treten mit ihrer eigenen Musik in zeitgenössischen Kompositionen auf; Engel singen mit Laute, Harfe und Orgel, Hirten zu den pastoralen Klängen von Fidel und Flöte, Dudelsack und Drehleier. Die Verse des Rouen-Spiels werden nach Art der Zeit den Melodien aus wunderschön dekorierten Liederbüchern des Adels unterlegt und verschmelzen so zu einer einzigartigen Interpretation des traditionsreichen Werkes.
 

Grace Newcombe – Gesang, Harfe | Tessa Roos – Gesang, Glocken | Matthieu Romanens – Gesang | Raitis Grigalis – Gesang | Claire Piganiol – Organetto, Harfe | Baptiste Romain – Fidel, Dudelsack | Tabea Schwartz – Blockflöte | Tobie Miller – Drehleier, Gesang | Marc Lewon – Laute, Gesang | Leitungsteam: Elizabeth Rumsey, Marc Lewon, David Fallows

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